Samstag, 11. Mai 2013

Ergänzungen zum Bericht des #Buchcamp #buca13 `Cyberspace – Der Avatar als Bibliothekar` #SL #secondlife



Cyberspace – Der Avatar als Bibliothekar - RELOADED ( #buca13 )
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http://www.boersenverein.de/de/portal/Session_D1/606353

Anfang Mai 2013 erschienen auf der website des "Börsenverein des Deutschen Buchhandels" einige Artikel über das BuchCamp 2013 in Frankfurt/Main.
BuchCamp - Bericht
Dort hatte auch ich (erstmals) teilgenommen, dies mit der Session "Cyberspace – Der Avatar als Bibliothekar".
Formal ist meine Freude zunächst einmal sehr groß und ich bedanke mich herzlich für die Berichterstattung!
Haben es doch diese "seltsamen Nerds mit ihren Pixelpüppchen" tatsächlich thematisch auf eine unbestreitbar bekannte und seriöse website geschafft! :-)
Dass es ein Interview geben würde, war mir vorher nicht bekannt, so war ich einigermaßen unvorbereitet - aber was ich gesagt habe, habe ich gesagt - und ich denke, etwas arg verkehrtes habe ich nicht verkündet. Vergessen habe ich schon etwas wichtiges, nämlich die zahlreichen Live - Lesungen u.a. in Second Life zu erwähnen.
Die drei Fotos gefallen mir - auch wenn ich dazu sagen muß, dass ich nicht immer so eigenartig drein schaue, wie auf dem Großbild. Doch das sind Äußerlichkeiten, ganz klar. Ebenso wie die Untertitelung im Clip "Burkart Tom-Bubb". (*) Mein Name ist ein definitiv schwieriger ja, aber drei ... Variationen ... zugleich - ist schon ein neuer Rekord. :-) Ansonsten ist er im Text aber immer völlig korrekt abgebildet - und so wird mich im Netz jedeR Suchende finden. Hauptsache!

Doch nun zum Text.
Hier werden, in teils recht kurzen Sätzen, etliche Aspekte des Themas aufgegriffen. Einiges vermittelt hierdurch möglicherweise einen etwas unvollständigen, oder gar falschen Eindruck. Daher möchte ich dies hier nun ergänzen und illustrieren.

Zunächst heißt es da:

"Burkhard Tomm-Bub (bzw. sein Avatar BukTom Bloch) betreibt in der virtuellen Welt von Second Life die erste deutschsprachige Bibliothek namens Pegasus. Auf der von ihm erstandenen 265 x 265 Meter großen Insel (für die auch Grundsteuer fällig werden) nimmt das Bibliotheksgebäude den größten Teil ein."

Neben meinem "Wort - Installations - Projekt" LyrikWalk, ist die "Freie Bibliothek Pegasus" tatsächlich mein ältestes Projekt in dieser virtuellen Welt. Wichtig: es ist ein unkommerzielles und deutschsprachiges Projekt, obschon es dort durchaus auch eine "english corner" gibt.
Die Erwähnung der Grundsteuer ("tier") soll ehrlicherweise vermitteln, dass es in Second Life (SL) zwar ohne Probleme möglich ist kostenfrei zu leben, am kulturellen Leben teil zu haben und auch kreativ zu sein - dass es aber andererseits durchaus relativ teuer werden kann, will man anderen Menschen ein dauerhaftes Angebot machen, dass rund um die Uhr verfügbar ist.
Zählt man die "Bücherburg", die Abteilung "Karl May" und den Bereich "Steampunk - Zeppelin" (Philosophie, Religionen, SF) zusammen - ergibt sich schon ein recht großes Ausdehnungs - Gebiet.
Clip "LyrikWalk": http://www.youtube.com/watch?v=iwU4nbjnS-o
Clip "Bücherburg": http://www.youtube.com/watch?v=yhh7aRKi0E0
Clip "Karl May / Steampunk - Zeppelin": http://www.youtube.com/watch?v=f1dhkxWIiE0
Den größten Teil der SIM belegt dieser aber natürlich trotzdem nicht. Hier befinden sich noch andere Projekte, teils auch vollautonom - externe, aus den Bereichen Literatur, Kunst und Soziales. So zum Beispiel die Malerin Emma Fargis mit drei Ausstellungen, die SH - Gruppe AvK (Angehörige von Krebskranken), ein BookCrossing Info - Punkt und einiges mehr.
Die SIM ist auf "Moderat" eingestellt (mittlere Stufe hinsichtlich Freizügigkeit, u.ä.) und die vollautonomen externen Projekte entscheiden selbst, ob und ggf. wieviel Miete sie zahlen. Dafür haben sich alle verpflichtet unkommerziell zu agieren, es gibt keinerlei Werbung und keinen Verkauf.
Näheres kann man dazu hier nachlesen: http://www.omniavincitamor.de/63101.html

Weiter heißt es:

"Dem Besucher bietet Burkhard gemeinfreie Werke, die er zumeist von gutenberg.de in die Onlinewelt einpflegt. Für die Karl-May-Abteilung hat er ein Indianerzelt gebaut. Regelmäßig finden in den Bibliotheksräumen auch Kunstausstellungen statt. Auch ein amerikanischer Professor hat schon einen Vortrag in den Bibliotheksräumen gehalten."

Die beiden Gutenberg - Seiten (D/USA) sind in der Tat eine Hauptquelle, daneben gibt es aber auch noch einige andere, zumal diese Seiten für die "Umblätterbücher" nicht taugen. Hier sind die Buchseiten von Google wesentlich hilfreicher, sowie eigene thematische Zusammenstellungen über wikipedia (wiki - Bücher). Eine handvoll eigener Arbeiten sind dabei, sowie von lebenden Menschen frei gegebene Sachbücher, Romane, etc.
Einige Beispiele für diese sind hier zu sehen:
Karnivoren (E.M. Jungmann): http://www.youtube.com/watch?v=ZsTXPWYwxzM
Schlafende Hunde (M. Pharo): http://www.youtube.com/watch?v=gzKql0ZnK4Y
#incommunicado (M. Reimon): http://www.youtube.com/watch?v=9KsqcIvdlHU
Wissensmanagement (Prof. G. Reinmann): http://www.youtube.com/watch?v=iI5stH0KCCU

Ein Indianerzelt - habe ich auch gebaut, richtig. Allerdings dann doch noch ein wenig mehr. Da eine der Helferinnen May sehr schätzt, haben wir mittlerweile 42 Bände von ihm. Die passten dann wohl kaum in ein einzelnes Zelt. :-) Mehr ist wohl nicht zu sagen - oben im Clip ist ja auch diese Abteilung im Bild. Was mir wichtig ist: es gibt dort auch umfangreiche Diashows zum realen Leben der Indianer, sowie ein ebensolches Sachbuch, das prominent platziert wurde.

Kunstausstellungen - (sowie Lesungen, u.ä.) finden statt! Ausstellungen allerdings nicht in der Bibliothek: da stehen zuviele Bücher im Wege ... Nebenan, in einer der beiden Galerien aber natürlich schon. Sprich im "2nd Zwinger", oder der "Second Vision Gallery". Dort gibt es Alte Meister und wechselnd auch zeitgenössische Künstler_innen zu sehen.
Beispiele:
http://www.youtube.com/watch?v=5YVGuHgPjHA
http://www.youtube.com/watch?v=f53JgVVHmD4

Der "amerikanischer Professor" war Herr PhD Gary Zabel (University of Massachusetts at Boston), der über den Philosophen Ernst Bloch referierte. Nähere Infos gibt es hier:
http://www.omniavincitamor.de/media/c843ee9efda48027ffff803ffffffff2.pdf
Pegasus kooperiert in der einen oder anderen Weise immer wieder einmal mit Universitäten, z.B. dem Mikrosoziologischen Institut der Universität Mannheim, der Justus - Liebig - Universität Gießen und anderen.

Folgende Zeilen schließen sich an:

"Das von ihm entwickelte Bücherregal ist im SL Marketplace für 0 Lindendollar erhältlich und erfreut sich großer Beliebtheit. Die meistgelesenen Bücher in Second Life sind: die Bibel, Faust 1, Sinn und Unsinn von Second Life und der Koran."

Mit dem Bücherregal ist sicherlich das "Besondere Bücheregal" gemeint, welches ich zusammen gestellt habe. Tatsächlich erfreut es sich mit seinen 28 sichtbaren Büchern großer Beliebtheit.
Anschauen kann man es hier:
http://www.youtube.com/watch?v=Gr1BFRA9uhE
Der Preis von Null Lindendollar gilt, btw. natürlich nicht nur für diese besondere Zusammenstellung - sondern stets und für alles. Darüber hinaus sind alle Bücher frei kopierbar und übertragbar (in Kopie verschenkbar). Auch die eigene Umgestaltung ist ohne Weiteres möglich, in Größe, Form, Farbe, Texturierung, usw.

Ob die aufgezählten Bücher im deutschsprachigen (!) Raum die meistgelesenen sind - weiß ich nicht. Im markteplace (einer website der Betreiber im normalen Netz) sind nur etwa fünf bis zehn Prozent aller Pegasus - Bücher eingestellt. Dort allerdings sind diese Titel in der Tat sehr gefragt. Andere Bücher werden direkt bei Pegasus abgeholt, auf Bitte hin übergeben, oder an irgendwelchen anderen Orten kopiert, an denen größere "Ansammlungen" von Pegasus - Büchern vorhanden sind. Der korrekte Titel des genannten Buches der Kollegin L. Hawks ist übrigens: "Sinn und Unsinn von Virtuellen Welten".

Anschließend heißt es:

"Burkhard hebt hervor, dass auch Menschen mit Behinderung so in den Genuss kommen können, durch eine Bibliothek zu gehen. Second Life sei kein Spiel, vielmehr könne man in Second Life Spiele, wie etwa Mensch ärgere dich nicht, spielen."

Menschen mit schweren Behinderungen (zu denen btw. auch ich mit 50% GdB gehöre - jedoch schränkt mich dieses mobil nicht ein) körperlicher oder seelischer Natur und andere Gruppen, die "ans Haus gefesselt sind", ich nenne hier die Gruppe der pflegenden Anghörigen - diese habe in virtuellen Welten in der Tat eine vielfältige Plattform für soziale Interaktionen und Kreativität. Was sich ja keineswegs auf Bibliotheken beschränkt.
Spiegelbildlich ist es natürlich so, dass auch viele Interaktionen
Virtuelle Welt <---> Reale Welt (RL)
statt finden, bei Treffen und künstlerischen "crossworld - Veranstaltungen".
Second Life IST in der Tat kein Spiel. Und eben deshalb gibt es dort AUCH Spiele - wie in der Welt, die man die reale nennt. "Avatar ärgere Dich nicht" - gibt es auch, ja. Aber ebenso (analog den Reenactment - Gruppen im RL) Rollenspiele, Quiz, "Schnitzeljagd" und vieles mehr. Der quantitative Anteil am "Gesamtleben" ist aber hier nicht wirklich massiv höher als im "First Life", würde ich zu behaupten wagen.

Informationen zu einer "crossworld - Veranstaltung" finden sich an dieser Stelle:
 Beispiel: http://www.omniavincitamor.de/41753.html
Aber auch direkte "Live - streamings" zwischen den Welten werden praktiziert, beispielsweise von Lesungen.

Weiter wird gesagt:

"Burkhard beschreibt zum Schluss die Wechselwirkung von Second Life und dem „Flachnetz“ - z.B. durch Rezensionen und Vorankündigungen in Blogs."

Das ist richtig - und diese sind nicht zu unterschätzen. Sie machen auch zur Zeit noch (!) einen beachtlichen Teil der Reichweite aus. Auf Rezensionen und Vorankündigungen beschränken sie sich nicht, sondern sie bestehen ebenso in Diskussionen, Nachberichten / Reportagen, etc.
Einen Teil dieser Querverbindungen habe ich hier versucht visuell darzustellen:
https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi67iTrRSX5QoQsIoTOxr_jHidKfysr09SKDqXB_aF1cIwkc9FyL6LBHJ5v-0qPsWw-VIKkzdblHf_L43ec7tDTs9UZoermB_v6c3z2pb_ru_H4hU497x5heYN6FeS6Jq2JKcSkT_cMpA/s1600/sozio1.jpg
Weiterhin interessant: der andere Teil des flyers den ich auf der #buca13 verteilt habe. Siehe hier:
https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjrYnoLEUfvNWHOwE3NRJTJL3ZXeQuPst5ftnVEJEHDRrDYF49UwJ1rzgUJ56BFu49Pu9Idi5vW3Diafm507wiI_igrQoT81Xj52KYdsqBadTraTZlq6DOs7TPxPSqxl-qojjfAf_meew/s640/sozio0.jpg

Abschließend heißt es:

"Von den Sessionteilnehmern wird nach technischen Aspekten gefragt (wie werden die Bücher eingepflegt und dargestellt) und wie sich kontrollieren lässt, ob die Bücher in der Bibliothek auch gelesen werden (nein, aber er vermutet, dass sie gelesen werden)."

Zum ersten Punkt gibt es ein Tutorial in Buchform, welches ich kürzlich erstellte. Hier sind die wesentlichen Fragen beantwortet:
http://www.omniavincitamor.de/media/6633ccbe2d55e000ffff80fbfffffff1.pdf

"...und wie sich kontrollieren lässt, ob die Bücher in der Bibliothek auch gelesen werden (nein, aber er vermutet, dass sie gelesen werden)."
Auf die Gefahr hin, bösartig zu wirken: würde man solch` eine Frage auch Buchhändler_innen im realen Leben stellen? Bzw. dann in dieser Weise kommentieren?
Gleichwohl.
Nein, ich habe tatsächlich keine "Spionagesoftware" eingebaut, um zu kontrollieren, ob wirklich gelesen wird. Und ich würde es auch nicht tun, wenn ich es könnte!
Ja, ich vermute, dass sie gelesen werden. Ganz oder teilweise. Oder dass man Zitate in ihnen sucht. Oder dass man sie verschenken möchte. Usw.
Meine Vermutung hat Gründe. Richtig: es kostet nichts. Aber: wer ein Buch haben möchte, muss sich entweder nach Pegasus bemühen. Oder im marketplace suchen.
Zuviele Items / objects im Inventar (dem "virtuellen Rucksack") machen dieses unübersichtlich und verlängern irgendwann gar die Ladezeiten.
Sicherlich wird auch mal ein Buch "nur so" erworben / besorgt - und dann vergessen ... wie bei anderen Waren auch.
Aber einen Grund - den hat man sicherlich in jedem Falle für die Beschaffung.
Selbst bei nicht wohlwollender und kritischer Zählweise liegt die Zahl der kostenlos in SL verbreiteten deutschsprachigen Bücher mittlerweile im vierstelligen Bereich - und sie alle sind frei weiter kopierbar ("free und full perm"). Dieser Prozess ist also nicht mehr umkehrbar. Und darauf - bin ich schon ein wenig stolz.

Und hoffe auf weitere Nachahmer_innen. Sobald sich die "Idee Bücher", die "Idee Literatur" in virtuellen Welten weiter verfestigt hat - wird es auch möglich und sinnvoll sein, kommerzielle Module zu assoziieren. Das ist dann zwar nicht meine "Baustelle" - aber ich sehe ein, dass die Virtual Reality (VR), dass der Cyberspace bei den hier und heute gegebenen Rahmenbedingungen eine finanzielle Grundlage braucht.
Und von daher ist dieses Thema interessant. Nicht nur für "Nerds mit ihren Pixelpüppchen"! Sondern auch für ganz normale Verlage, Buchhändler_innen, Autor_innen.
Einige haben dies bereits realisiert.

Abschließend noch mein youtube - Statement zur #buca13:
http://www.youtube.com/watch?v=GcLbrv35rBQ

Dank für die Aufmerksamkeit.
Alles Gute - in allen Welten!

BukTom Bloch
- Freie Bibliothek Pegasus in SL -
aka
Burkhard Tomm - Bub, M.A.

P.S.: (*) = mittlerweile im Video verbessert. Vielen Dank!